Große EDV-Störung bei Finanzämtern in Niedersachsen – oder: Wer testet, ist eh feige
Na sowas! In Niedersachsen ist die EDV der Finanzämter abgeraucht. Aber keine Sorge, liebe Steuerzahler, allgemeine steuerliche Auskünfte sind natürlich weiterhin möglich. Na dann ist ja alles gut. „Guten Tag, ich habe eine Frage zu meiner Abschreibung auf das häusliche Arbeitszimmer.“ – „Ja, also grundsätzlich gibt es so etwas wie Steuern. Guten Tag.“
Was ist passiert? Großstörung bei einem zentralen Dienstleister. Ach! Ein zentraler Dienstleister! Wer hätte das gedacht! Also die gesamte steuerliche Infrastruktur von drei Bundesländern hängt an einer einzigen Blackbox, und wenn da jemand den falschen Stecker zieht, dann ist halt mal Pause angesagt. Spoiler: Es wird niemals jemand zur Rechenschaft gezogen.
Natürlich weiß niemand, wie lange das dauert. Vielleicht ein paar Stunden, vielleicht ein paar Monate. Wer testet ist halt feige, und Failover ist was für Leute, die nicht genug Vertrauen ins System haben!
Aber hey – immerhin läuft Elster noch. Also das Ding, bei dem du schon im Normalbetrieb drei TAN-Verfahren brauchst, um eine Umsatzsteuer-Voranmeldung zu verschicken. Hauptsache das ist noch da. Vielleicht läuft das ja auf einer alten Linux-Kiste unter dem Schreibtisch von Günther, der das System 2004 mal installiert hat und seitdem nicht mehr angefasst wurde, weil keiner mehr weiß, wie’s geht.
Und das Beste? Während die Fachverfahren im Koma liegen, launch man nebenbei ein Meldeportal für Steuerhinterziehung. Na klar! Digitalisierung in Deutschland heißt: Nichts funktioniert, aber Denunziationsportale laufen stabil im Cluster.
Ich habe eine Vermutung, wie es zu der Störung kam:
- Irgendein externer Dienstleister mit dem Namen „SecureCloudGovSolution24 GmbH“ hat auf Azure Kubernetes ein Update gemacht.
- Jemand hat „automatisches Patchen“ in der Produktivumgebung aktiviert. (Weil sicher ist sicher!)
- Danach: 500er-Fehler im JSON-Parser des Zahlungsmoduls, was aus irgendeinem Grund direkt mit dem Auth-Backend verdrahtet ist, weil „das spart uns einen Microservice“.
Ach ja, übrigens: „Genaueres zu den Gründen für den Ausfall nannte die Behörde zunächst nicht.“ Natürlich nicht. Erstmal interner Krisenstab, dann externe Kommunikationsberatung, dann ein 3-seitiges Word-Dokument mit Formulierungen wie „komplexe Wechselwirkung“ und „beispiellose Verkettung unvorhersehbarer Ereignisse“.
Fazit: Wenn du deine Steuerfragen nicht klären kannst, weil die EDV zusammenbricht – melde doch einfach deinen Nachbarn beim neuen Meldeportal. Vielleicht bekommst du dann ja wenigstens dessen Steuerbescheid.